Schimmelbildung

 

Etwas vereinfacht gesagt entsteht Schimmel an Flächen, die dauerhaft für Schimmelwachstum ausreichend feucht sind. In zweiter Linie ist auch das Vorhandensein von Schimmelnährstoffen notwendig.

 Woher kann dauerhafte Feuchtigkeit kommen?

 Restbaufeuchte

Besonders im Neubau ist Schimmelbefall ärgerlich, kommt aber immer wieder vor, da die Bewohner immer früher einziehen (besonders bei Mietwohnungen). Meist löst sich das Problem nach 1-2 Heizperioden von selbst. In besonders schlimmen Fällen kann auch ein Entfeuchtungsgerät eingesetzt werden.


Feuchtigkeit durch Tauwasseranfall (Kondensation)

Luft kann nur eine bestimmte Menge an Feuchtigkeit aufnehmen. Je wärmer die Luft ist, desto mehr Feuchtigkeit kann sie speichern. Wenn warme, feuchte Luft auf kühlere Gebäudeteile trifft und dadurch abkühlt, so kommt man irgendwann an einen Punkt, an dem die Luft zu kalt wird, um die im warmen Zustand aufgenommene Wasserdampfmenge speichern zu können. Die relative Luftfeuchtigkeit beträgt dann 100%, und bei weiterer Abkühlung fällt die Feuchtigkeit als Tauwasser aus. Diesen Vorgang bezeichnet man als Kondensation. Und genau das passiert an Stellen, wo die Bauteiltemperatur zu niedrig ist.
Gründe für Feuchtigkeit durch Kondensation sind auch oft Wärmebrücken, mangelhafte Dämmung oder Undichtheiten bei Gebäudefugen.


Feuchtigkeit durch eindringendes Grund- oder Oberflächenwasser

Bei Undichtheiten infolge von Baufehlern oder Materialgebrechen, z.B. undichte Flachdächer oder Fassaden, aufsteigende Feuchtigkeit in Altbauten, hilft nur eine Sanierung.


Welche Wachstumsfaktoren sind vorhanden?

 

Wachstumsfaktor Feuchtigkeit

Das entscheidende Kriterium für das Wachstum von Mikroorganismen ist das zur Verfügung stehende Wasser. Schimmelpilze können sowohl aus dem befallenen Bauteil als auch aus der Luft Wasser aufnehmen. Sporen nehmen die Feuchtigkeit praktisch ausschließlich aus der Luft auf, ausgekeimte Pilze nehmen Feuchtigkeit auch aus dem befallenen Bauteil auf. Das so genannte Hyphengeflecht kann dabei mehrere Millimeter in das Porengefüge des Baustoffs eindringen.


Die Feuchtegrenze, unterhalb findet kein Wachstum von Schimmelpilzen auf Materialien statt, liegt bei 70% relativer Feuchtigkeit an der Oberfläche. Mit zunehmender Feuchte steigt die Wahrscheinlichkeit des Pilzwachstums. Bei 80% können alle relevanten Schimmelpilzarten wachsen. Bei noch höherer Feuchte können zusätzlich auch Bakterien wachsen.


Bauteile geben Feuchtigkeit ab (bzw. nehmen Feuchtigkeit auf), bis sich ein Ausgleich des Dampfdrucks eingestellt hat. Unter stationären Bedingungen und näherungsweise auch unter realen Bedingungen, kann die verfügbare Feuchtigkeit an der Bauteiloberfläche gleich gesetzt werden, mit der relativen Luftfeuchtigkeit im Umgebungsbereich des Bauteils. Aus diesem Zusammenhang ist zu erkennen, daß die Luftfeuchtigkeit und die Bauteilfeuchtigkeit eng miteinander verknüpft sind und zur Vermeidung von Schimmelbildung beide nicht über 70% liegen dürfen.

Feuchtepufferung (Feuchteausgleich, Feuchteregulation) durch Bauteile

Bei diesem Vorgang werden Feuchtigkeitsspitzen gemindert, in dem z.B. die Wand kurzfristig Feuchte aufnimmt und danach langsam wieder abgibt. Dieser Vorgang wird als Sorption bezeichnet. Durch die in einem normalen Haushalt unterschiedlichen Feuchtigkeitswerte im Tagesverlauf bleibt die wirksame Bauteildicke auf einige Millimeter Bauteiltiefe beschränkt. Aus diesem Grund sind Massivbauten hier nicht wesentlich besser als Leichtbauten, die mit Holz oder Gipskartonplatten beplankt sind. Weiters sind ja auch im Innenraum zahlreiche sorptive Stoffe vorhanden (Bücher, Stoffe, Polstermöbel, Teppiche), sodass die Ausgestaltung der Wand noch weniger Einfluss hat. Wichtig ist aber das Bewusstsein, dass durch diese Vorgänge nur die Feuchtespitzen gemindert werden. Die mittlere Feuchtigkeit bleibt gleich und muss jedenfalls durch aktives richtiges Lüften abgeführt werden.

Wachstumsfaktor Temperatur und Nährstoffe

Die Feuchtigkeit ist zwar der bei weitem wichtigste Faktor, trotzdem müssen auch Nährstoffe und Temperatur über einen gewissen Zeitraum (wenige Tage bis Wochen) vorhanden sein, damit Schimmelwachstum möglich ist. Zur Beschreibung des Zusammenhangs dieser Faktoren werden Linien gleichen Wachstums verwendet, so genannte Isoplethen. Für die Praxis sind diese Linien allerdings von untergeordneter Bedeutung, da in Wohnräumen die vorhandene Temperatur immer im Bereich möglichen Pilzwachstums liegt und Nährstoffe praktisch immer vorhanden sind. Über 40°C und unter 10°C ist die Wahrscheinlichkeit für Pilzwachstum sehr gering.

Wachstumsfaktor pH-Wert

Der pH-Wert beschreibt, wie sauer oder basisch ein Stoff ist. Schimmelpilze können in einem breiten PH-Wertbereich von 3 bis 9 wachsen, der optimale Bereich liegt zwischen 5 und 7. Richtwerte für Materialien: Raufasertapete 5, Kunstharz-Dispersionsanstrich 8, kalkhaltige Baustoffe wie z.B. Putzmörtel oder Beton bis 12. Trotzdem können Schimmelpilze auch auf Beton wachsen, da sich z.B. durch Staubablagerung ein so genannter Biofilm an der Bauteiloberfläche bilden kann.